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Curse Of Lono: People In Cars (Review)

Artist:

Curse Of Lono

Curse Of Lono: People In Cars
Album:

People In Cars

Medium: CD/Download/LP farbig
Stil:

Singer/Songwriter, Americana, Folk

Label: Submarine Cat Records
Spieldauer: LP – 42:46 / CD – 52:10
Erschienen: 26.11.2021
Website: [Link]

„Ich habe nun dieses Album. Ich musste es machen. Ich habe letztes Jahr meinen Vater, meinen Onkel, meine Ex-Partnerin und meine Band verloren und dieses Album ist so etwas wie ein Schrein für mich.“ (Felix Bechtolsheimer)

Wenn die Trauer und jede Menge tragische Erlebnisse im Leben eines Musikers den Stift bei seinen Texten und Kompositionen führen, nur dann kann ein Album dermaßen intensiv wie „People In Cars“ von CURSE OF LONO klingen.

Wenn darauf bereits der zweite Song den Titel „Think I'm Alright Now“ trägt, wird einem klar, dass für diese Aussage wohl eher das Gegenteil zutrifft. Doch wer den Kopf hinter CURSE OF LONO genauer kennen lernen durfte, so wie wir bei unserem Interview mit FELIX BECHTOLSHEIMER im Jahr 2018 (also den nunmehr so genannten 'Vor-Corona-Zeiten'), der kann entfernt ahnen, was diesen extrem empathischen und leidenschaftlichen Musiker ausmacht, der scheinbar mehrfach schon durch die Hölle ging und immer wieder daraus (gestärkt) zurückkehrte, und warum dieses Album im Besonderen und seine Musik im Allgemeinen in ihrer ganzen Intensität den Hörer bewegen muss.

Bechtolsheimer lebt seine Musik und gibt sich ihr in seinen Alben völlig hin. Sein nunmehr dritter Longplayer „People In Cars“ wurde – nachdem die beiden Vorgänger ebenfalls sehr viele persönliche Bezüge enthielten – tatsächlich sein persönlichster und zugleich traurig-ruhigster. Das hat natürlich Gründe: innerhalb eines Jahres musste Bechtolsheimer den Verlust seines Vaters, Onkels und seiner Freundin an Gevatter Tod und den seiner Band, die alle längst geplanten und unter anderem auch durch uns präsentierten Konzerte absagen mussten, an die Pandemie verkraften.

Hier wird nun sein „Think I'm Alright Now“ eher zur Kampfansage gegen die unverschuldete, kaum vorhersehbare Misere trauriger Schicksalsschläge, die Bechtolsheimer meistert, ohne wieder dem Heroin als Rausch zu verfallen, weil er sie durch den Rausch seiner eigenen Musik austauscht.

Die wirklich druckvollen Musik-Momente von CURSE OF LONO, die den ersten beiden Alben noch intensiv innewohnten, sind auf „People In Cars“ deutlich zurückgefahren worden, dafür aber wohnt dem Album viel stärker eine sehr poetische Singer/Songwriter-Attitüde inne, welche sich deutlich der düster-filigranen Faszination eines LEONARD COHEN annähert.

Hierbei spielt zugleich der Album-Titel „People In Cars“ eine wichtige Rolle, die man nicht übersehen sollte, denn er bezieht sich auf einen 2017 erschienenen Bildband von Mike Mandel, welcher ausschließlich aus Fotos von einer bestimmten Kreuzung in Los Angeles besteht, an der im Jahr 1970 Autos vorbeifahren, von denen viele als Schnappschüsse fotografiert wurden. In jedem Auto mindestens ein Verkehrsteilnehmer. Hinter jedem Fahrer mindestens eine Geschichte. Und „People In Cars“ erzählt und besingt ein paar davon, indem diese mit den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen des Musikers, Sohnes, Vaters, Liebenden und Geliebten vereint werden.

Bechtolseimers bleibt zudem einer weiteren Tradition treu, nämlich das Album einem Menschen zu widmen, der ihm viel bedeutet und nicht mehr am Leben ist: „People In Cars“ ist seinem verstorbenen Vater gewidmet.

So bekommt der Album-Opener „Let Your Love Rain Down On Me“ gleich eine doppelte Bedeutung. Liebeslied und Abschiedshymne zugleich – und dabei der musikalische Versuch, die Trauer hinter einer schönen Melodie, die sich sofort einprägt, zu verstecken. Dieser Song ist tatsächlich einer der beschwingtesten.

Langsam entwickelt das Album eine Atmosphäre, die man von den Alben eines LEONARD COHEN oder CHRIS & CARLA von den WALKABOUTS und THE WAR ON DRUGS kennt. Eindringliche Songs – ruhig und verträumt mit einer dicken Träne, die langsam das Notenblatt entlangfließt. Und wenn man dem melancholischen Weg bis zum fünften Song „Steppin' Out“ gefolgt ist, der die auf kristallklarem Vinyl gepresste LP-A-Seite abschließt, dann glaubt man sich tatsächlich auf einem Cohen-Album verirrt zu haben, auch weil es Bechtolsheimer stimmlich tatsächlich meistert, seinen Gesang ganz ähnlich wie der große Leonard zu intonieren, was er gleich bei dem großartigen Duett „In Your Arms“ mit TESS PARKS, das die B-Seite eröffnet, erneut unter Beweis stellt.

Zwei Songs auf dem Album sind speziell vom Tod des Vaters geprägt: das düstere „Man Down“ und das (nur auf der CD-Ausgabe vorhandene) über gut 9 Minuten traurig dahinfließende, sich langsam steigernde „Timeslipping“, in welchem der Sohn dem Tod seines Vaters einen Klang zu verleihen scheint, um mit der Situation umgehen zu können, nachdem zuvor noch „Buy The Ticket, Take The Ride“ über den Punk-Musiker Oli Bayston für eine deutliche DIRE STRAITS-Atmosphäre sorgte und „Ursula Andress“, die poppigste Nummer des Albums, die Bechtolsheimer für seinen eigenen Sohn schrieb, etwas mehr Licht auf die Menschen in ihren Autos wirft. Die LP findet dann mit der romantischen Liebes-Ballade „Don't Take Your Love Away“, eine Liebeserklärung an die eigene Frau, ihr sehr emotionales Ende.

FAZIT: Auf „People In Cars“ bleiben CURSE OF LONO – oder viel mehr ihr Mastermind FELIX BECHTOLSHEIMER mit der schwer beeindruckenden Bariton-Stimme – ihrem eigens für sich benannten Musik-Stil des 'Cinematic Gothic Southern Alt Rock' treu und klingen sogar noch ein wenig trauriger und düsterer als auf den beiden Alben zuvor. Bechtolsheimer bemerkt dazu: „Ich habe letztes Jahr meinen Vater, meinen Onkel, meine Ex-Partnerin und meine Band verloren und dieses Album ist so etwas wie ein Schrein für mich.“ Ein besseren und beeindruckenderen aus Noten und einer faszinierenden Bariton-Stimme gezimmerten 'Schrein' kann man sich gar nicht vorstellen. Oder um es anders auszudrücken: Nie war ein Musiker einem LEONARD COHEN so nahe wie Bechtolsheimer auf „People In Cars“.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2538x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (27:02):
  • Let Your Love Rain Down On Me (4:26)
  • Think I'm Alright Now (4:29)
  • Ursula Andress (3:47)
  • Man Down (4:44)
  • Steppin Out (4:05)
  • So Damned Beautiful (5:31)
  • Seite B (25:08):
  • In Your Arms (3:25)
  • Alabaster Charlie (4:18)
  • Buy The Ticket, Take The Ride (4:15)
  • Don't Take Your Love Away (3:46)
  • Timeslipping – nur auf CD (9:24)

Besetzung:

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